Weltkulturerbe Champagne

Wenn Sie demnächst jemanden genüsslich an einem Glas Champagner nippen sehen, muss es sich nicht zwangsläufig um eine Jet-Set-Party oder ein bedeutendes Fest handeln – vielleicht sind Sie nur einem echten Kulturgenießer begegnet. Denn die Weinberge der Champagne zählen ab sofort zum Weltkulturerbe der UNESCO. 15 Jahre nach der Wachau haben somit auch die berühmtesten Weinanbaugebiete Frankreichs den Weg auf die Liste der Weltkulturerbestätten geschafft.

Champagnerkeller von Pol Roger

Riesige Champagnerkeller liegen unter der Erde, hier bei Pol Roger                (Foto: Tomas er via Wikimedia Commons)



Die alten Römer waren die ersten, die in der französischen Region Champagne Weinreben anbauten. Dass ihnen dieser Traubensaft gegen die unbesiegbaren Gallier Asterix und Obelix nicht viel half, wissen wir aus der einschlägigen Literatur. Als echtes Geburtsjahr des Weinbaugebietes Champagne gilt jedoch das Jahr 1114, in dem der Abt des Benediktinerklosters Saint-Pierre-aux-Monts eine Eigentumsurkunde erhielt, die auch Teile des heutigen Anbaugebietes umfasste.

Hautvillers in der Champagne, wo einst Mönch Dom Perignon wirkteEs dauerte jedoch ein weiteres halbes Jahrtausend, ehe der Champagner seinen Siegeszug rund um die Welt antreten konnte. Dazu war erst die Entwicklung der kontrollierten Flaschengärung notwendig, an der Benediktiner-Mönch Dom Pérignon wesentlich beteiligt war. Tüchtige Frauen wie Barbe-Nicole Cliquot oder Luise Pommery trugen entscheidend zum Siegeszug des Champagners bei – ihre Namen bürgen bis heute für beste Champagner-Qualität.

Ortsschild von Hautvillers, wo einst Dom Perignon als Mönch wirkte               (Foto: Jrgoodrich via Wikimedia Commons)


Drei Orte als Weltkulturerbe

Die UNESCO hat für die Aufnahme ins Weltkulturerbe drei Orte der Champagne ausgewählt: die „Avenue de Champagne“ in Epernay, den Hügel Saint Nicaise mit seinen Kalksteinhöhlen und Champagnerhäusern sowie die historischen Weinhänge zwischen Cumières und Mareuil-sur-Ay. Die Weinpressen und Winzerhäuser in den einzelnen Dörfern veranschaulichen ebenso wie die prestigevollen Champagnerhäuser und ihre Produktionsanlagen die große kulturelle und historische Bedeutung des Champagners. Orangerie von Moët & Chandon, Champagne, Frankreich

Orangerie von Moët & Chandon (Foto: Palauenc05 via Wikimedia Commons)


Die nunmehrigen UNESCO-Weltkulturerbestätten befinden sich aber nicht nur über, sondern zu einem guten Teil auch unter der Erde. Gerade entlang der „Avenue de Champagne“ findet man lange Stollen, die Champagnerkeller mit dem Kanal oder der Eisenbahnstrecke verbinden. Die lange vergessenen Kalksteinhöhlen um Saint Nicaise wurden im 19. Jahrhundert als Champagnerkeller wiederentdeckt und mittels Verbindungsstollen so verbunden, dass sie für alle Bereiche der Weinbereitung und auch als Lagerplatz genutzt werden konnten.

Winzerhaus bei Epernay, Champagne, FrankreichNeben den Weinbergen, Häusern und Weinkellern der Champagne wurde gleichzeitig auch das Weinanbaugebiet Burgund mit seinen berühmten, aber teils auf kleinste Parzellen aufgesplitterten Weinbergen in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Frankreich besitzt somit insgesamt 38 Weltkulturerbestätten. Die ersten drei waren übrigens das Schloss Versailles, die Abtei Mont-Saint-Michel und die Kathedrale Notre-Dame de Chartres, sie alle wurden 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe deklariert.

Winzerhaus bei Epernay (Foto: Fab5669 via Wikimedia Commons)


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